Tradition seit 165 Jahren
Im Jahr 1572 zerstörte ein Blitzschlag den Turm der Nürtinger Stadtkirche. Mit dem Wiederaufbau entstand 1574 auf Geheiß des damaligen Stadtvogts Balthasar Mitschelen neben einem Umgang auch eine Wohnung für einen Türmer. Dieser Türmer hatte die Hochwacht zu halten und zu festgelegten Zeiten vom Turm zu blasen. Darüber hinaus gehörte es zu seinen Aufgaben, den Gemeindegesang in der Kirche und die Gottesdienste musikalisch zu begleiten. Um dieser Aufgabe besser gerecht zu werden, sammelte er weitere Musiker um sich, die ebenfalls mit zum Turmblasen herangezogen wurden.
Aus dem Hochwächter entwickelte sich mehr und mehr ein Stadtmusikus. 1830 wurde deshalb das Amt des Hochwächters und das Amt des Stadtmusikus getrennt. 1851 erhielt der Stadtzinkenist von der Stadtverwaltung den Auftrag eine Musikgesellschaft zu gründen. Die Stadtkapelle Nürtingen war geboren. Zu ihren Aufgaben gehörte – neben offiziellen Aufgaben für die Stadt – weiterhin das Turmblasen sowie die Kirchenmusik. Die zunehmende Industrialisierung und der damit einhergehende technische Fortschritt machten den Hochwächter nach und nach überflüssig.
Die Tradition des Turmblasens jedoch hat sich erhalten und wird von den Turmbläsern der Stadtkapelle weiter gepflegt. Zum Nürtinger Maientag, an den Adventssamstagen, am 1. Weihnachtsfeiertag, zum Jahreswechsel und zu besonderen Anlässen wird auch heute noch vom Turm der Stadtkirche geblasen. Zum weiteren Programm der Turmbläser gehören, neben der Mitwirkung bei Kirchenkonzerten im In– und Ausland, Serenadenkonzerte mit klassischen und modernen Kompositionen, Auftritte beim traditionellen Nürtinger Weihnachtsmarkt und bei verschiedensten Feierlichkeiten.